Vorgestellt Von den musikalischen Messlatten

Mo, 13.05.  |  11:30-12:00  |  Ö1
Mozarts Hornkonzerte werden zu Orchesterprobespielen verlangt, bei jedem zweiten Hornklassenabend gegeben und wurden zahllose Male eingespielt. Ähnlich verhält es sich mit der „Ganznächtlichen Vesper“ von Sergej Rachmaninoff: ob Chor des Bayerischen Rundfunks, King’s College oder Tenebrae Choir – wer als Vokalensemble etwas von sich hält, wagt sich an diese musikalische Messlatte.

„Wer braucht denn noch eine weitere Einspielung der ohnehin so bekannten Mozart-Hornkonzerte?“ Das hat sich Sibylle Mahni lange Zeit gedacht. Zum Glück für die Zuhörenden hat die Hornistin einen Paradigmenwechsel vollzogen und ihre erste Solo-CD mit diesen Werken eingespielt, die für Hornisten zum absoluten Standard-Repertoire gehören. Mit den Brandenburger Symphoniker unter Andreas Spering liefert sie ein Ergebnis, das sich zeigen lassen kann. Ein spritziger Orchesterklang, zügige Tempi und vor allem ein souveräner Hornklang, der seines gleichen sucht. Sibylle Mahni, ihres Zeichens Professorin an der Hanns Eisler Hochschule in Berlin, hat mit diesem Debut definitiv Maßstäbe gesetzt, die Lust auf mehr machen.Ganz im Gegensatz zu dieser Mozartschen Spritzigkeit stehen die Klänge aus Sergej Rachmaninoffs Ganznächtlichen (englisch: All-Night-Vigil) Vigil op. 37. Dieses Werk wurde erstmals zum orthodoxen Osterfest 1915 aufgeführt und gilt, ähnlich wie die Mozart-Hornkonzerte, als Messlatte für professionelle Chöre. Das PaTRAM-Insitute (Patriarch Tikhon Russian-American Music Institute) feierte den 150. Geburtstag des russischen Komponisten 2023, indem diese Einrichtung, die sich der Pflege der russisch-orthodoxen Chormusik in Amerika verschrieben hat, die Vigil in einer Fassung für Männerchor aufgenommen hat. Dieses Arrangement fügt dem Werk einen völlig neuen Charakter hinzu und versetzt den Zuhörenden unweigerlich in eine Szenerie voller goldener Heiligen Bilder und Weihrauch.

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