Bis die Erinnerung uns scheidet Frankreich 2024

Di, 14.05.  |  21:45-22:50  |  ARTE
Stereo  Information, 2024
Im Alter von zwölf Jahren begann die Regisseurin Juliette Thomas einen Dokumentarfilm, dessen Protagonisten ihre Großeltern und deren Sohn Gilles, Juliettes Vater, waren. Der Anschein war der einer Vorzeigefamilie, doch im Stillen bahnte sich ein Drama an. 20 Jahre später, als das Familiengedächtnis mit der Demenzerkrankung der Großmutter langsam erlischt, nimmt Juliette den Film wieder auf und verbindet ihn mit Super-8-Aufnahmen des Großvaters. Sie will am Lack der Vergangenheit kratzen, Geheimnisse lüften und Antworten auf ihre Fragen erhalten, bevor es zu spät ist.

Seit kurzem hat Juliettes Großmutter Aussetzer, Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen. Die Diagnose lautet Alzheimer. Bald wird sie in eine Spezialeinrichtung müssen, aber der Großvater möchte sie so lange wie möglich selbst zu Hause pflegen. Die Trennung scheint dennoch unausweichlich.
Juliette beginnt, die letzten Momente des gemeinsamen Lebens eines Paares zu filmen, das ihre Vorstellung von Liebe geprägt hat. Ursprünglich wollte sie dokumentieren, wie ihr Großvater seine Rolle als pflegender Angehöriger empfindet, sich mit der Realität dieser Krankheit auseinandersetzen und einer fast 65 Jahre währenden Beziehung ein filmisches Denkmal setzen.
Doch im Laufe der Gespräche und der Dreharbeiten entsteht eine Parallelerzählung, die ihre idealisierte Wahrnehmung dieses Vorzeigepaars differenzierter erscheinen lässt. Daraufhin setzt sich Juliette das Ziel, die Schattenseiten ihrer Familiengeschichte zu erkunden, bevor sich die Antworten in den Mäandern der Erinnerung und der Trauer verlieren.
Ihre Großeltern sind die letzten Familienangehörigen, die sie mit ihrem Vater Gilles verbinden. Dieser starb, als Juliette 20 Jahre alt war. Nach und nach erkennt sie die Kluft zwischen ihrem verklärten Familienbild, das durch ihren kindlichen Blick und die immer gleichen Geschichten geprägt wurde, und einer weitaus vielschichtigeren Realität.
Schon ihr Großvater hatte seine Familie seit Anfang der 60er Jahre ununterbrochen gefilmt und einen umfangreichen Fundus geschaffen: Unzählige Super-8-Spulen und Hunderte von Fotografien dokumentieren über 50 Jahre im Leben einer Familie aus der französischen Mittelschicht. Sie verleihen der einzigartigen Geschichte von Juliette einen universellen Charakter und zeigen, wie Familiennarrative entstehen.

Regie: Juliette Thomas Brunet

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