Betrifft: Geschichte Mode, Funktion und Feminismus
Do, 12.12. | 15:55-16:00 | Ö1
Bandeau, Balconette oder Strapless – egal welchen Beinamen oder welche Form der Büstenhalter, salopp BH genannt, besitzt: er fehlt selten in der Damengarderobe. Seit der Antike haben Frauen Bänder oder Tücher verwendet, um ihre Brüste zu stützen oder zu verhüllen. Das zeigen Mosaike und Statuen aus dieser Zeit. Dem modernen BH-ähnliche Kleidungsstücke hat es schon im 15. Jahrhundert gegeben. Das ist durch mittelalterliche Textilfunde aus Leinen belegt, wie sie 2008 in Schloss Lengberg bei Nikolsdorf in Osttirol gefunden wurden. Doch erst im ausgehenden 19. Jahrhundert beginnt das uns heute vertraute Design die Damenmode zu erobern. Die ersten Patente für Büstenhalter werden in Frankreich und Deutschland ausgestellt. 1912 beginnt der deutsche Unternehmer Sigmund Lindauer mit der seriellen Produktion von „Hautana“ – ein Stoff-BH, der sich deutlich von den bisher üblichen Korsetts und Miedern unterscheidet. Zwei Jahre später lässt die New Yorkerin Mary Phelps Jacob ebenfalls einen aus Tüchern und Bändern gefertigten BH patentieren. Die neue Ära der Damen-Lingerie rückt den Tragekomfort und die Bewegungsfreiheit in den Vordergrund. Der BH zeigt aber auch den Wandel vorherrschender Körperideale auf. Beginnend mit den 1960er- und 1970er-Jahren wird eine zunehmend ablehnende Haltung gegen dieses Kleidungsstück als Synonym für Sexismus und die Unterdrückung der Frau zum Ausdruck des feministischen Protests. Ob praktisch, provokativ, verführerisch oder sportiv: Der Büstenhalter ist ein Abbild sich verändernder Konventionen und ein Symbol für die vielfältigen Rollen, die Frauen in der Gesellschaft einnehmen bzw. die ihnen von der Gesellschaft zugewiesen werden. Die aktuelle Reihe gibt einen Einblick in die Geschichte dieses kontroversiellen Kleidungsstücks.
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