Jet Lag All Stars Radio Show Die Jet Lag All Stars auf Kurzwellen-Exkursion
Mi, 01.01. | 22:05-0:00 | Ö1
Mit Peter Knorr, Ernst Spitzbart, Roman Meßmer, Rainer Elstner, Sarah Schulmeister, Elke Tschaikner und Christian ScheibSie ist möglicherweise die letzte ihrer Art und die größte noch dazu: Die Sendeanlage für Kurzwelle südlich von Wien im kleinen Ort Moosbrunn. Aber mit dem Donauwalzer zu Silvester 24/25 stellt die imposante Sendeanlage ihren Betrieb ein. Kurzwelle hat ein Jahrhundert lang seine Relevanz daraus bezogen, dass man mit verhältnismäßig wenig Energieaufwand weltweit Programme ausstrahlen kann. Egal ob nach Chile, Neuseeland, Kanada oder wie zuletzt noch einmal als tagesaktueller Informationskatastrophendienst in die Ukraine. Aber kurz gesagt: internet killed the radio star. Aber gönnen wir uns in Moosbrunn und im ORF-Zentrum am Küniglberg einige Schlaglichter auf Höhen und Tiefen dieser wohl aussterbenden Radiotechnologie.In den 1940er Jahren erscheinen Bücher mit Titeln wie „Der Kurzwellenamateur – Lehrbuch und Ratgeber für den Sende- und Empfangsbetrieb“, verkaufen sich extrem gut, werden in mehreren Auflagen gedruckt. Offensichtlich gibt es im Wiederaufbauklima der Nachkriegszeit ein recht reges Interesse an selbstbestimmtem, weltweitem Informationsaustausch, im direktesten Fall mit ausgewanderten Österreichern, später mehr und mehr mit Urlaubenden. Telefonieren ist kaum erschwinglich, e-mail existiert nicht. Aber was war beziehungsweise ist diese Kurzwellen-Sendetechnik eigentlich? Die vorhin erwähnten Handbücher für Kurzwellen-User klingen für unsere Ohren wie kaum nachvollziehbare, technische Spezialistenliteratur, und doch bestanden die Leser aus Radiohörenden, und nicht notwendigerweise aus TU-Absolventen. Also worum geht’s? Beginnen wir mit zwei ganz grundsätzlichen Fragestellungen: Warum funktioniert Kurzwelle weltweit, aber UKW, also Ultrakurzwelle oder Langwelle nicht? Und warum, womit wir schon mitten im Nerd-Wissen wären, warum baut man eine der weltgrößten Kurzwellensendeanlagen nahe Wien vor Jahrzehnten und voller Absicht mitten in ein Sumpfwiesenareal?Die Antwort auf Frage 1 ist so überraschend wie simpel, solange man als Laie nicht mehr will, als einfach nur einen Grund genannt zu bekommen, anstatt die physikalischen Hintergründe dafür auch verstehen zu wollen. Also: Aus ganz bestimmten Gründen, die mit der „Länge“ der gesendeten Wellen zu tun hat, werden ausgerechnet die „Kurzwellen“ von der die Erde umgebenden Ionosphäre weder verschluckt noch durchgelassen, sondern reflektiert. Sie werden also zurück auf die Erde geschickt, von dort aber wieder Richtung Ionosphäre. Und dieses atmosphärische Ping-Pong-Spiel sorgt dafür, dass man Kurzwellen rund um den ganzen Erdball schicken kann. Immer rauf und runter, bis sie von jemandem empfangen werden. Ultrakurzwellen, also UKW, und noch hochfrequentere Wellen durchdringen die Ionosphäre und fliegen weiter Richtung Satelliten. Und dafür war in den letzten Jahrzehnten natürlich mehr als genug Bedarf. Die Kurzwelle aber sicherte mit dieser ihrer speziellen Ping-Pong-Eigenschaft jahrzehntelang weltweite Sendekommunikation noch sehr lange, bevor andere Technologien das leisten konnten. Und warum baute man diesen beeindruckend riesigen, tonnenschweren Kurzwellensender in den 50er respektive 60er Jahren ausgerechnet mitten in ein Sumpfgebiet? Auch das hat Gründe, die mit Reflexion zusammenhängen: Ein hoher Grundwasserstand in einer feuchten Region erleichtert den Kurzwellen den Weg Richtung Ionosphäre. Unsere ORF- beziehungsweise ORS-Kollegen Diplomingenieur Peter Knorr und Ingenieur Ernst Spitzbart übernehmen in diesen zwei Stunden der Ö1 Jet Lag All Stars Radio Show die technisch-kulturelle Reiseleitung und selbstverständlich werden dabei noch dutzende weitere, faszinierende Details enthüllt. Sogar an einer „Ringelspiel“-Rundfahrt auf einer Rundantenne mit circa 80 Metern Durchmesser nehmen wir dann teil.
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