Stimmen hören „Der“ Tenor der alten Metropolitan Opera
Do, 02.01. | 14:05-15:30 | Ö1
Ist die Bezeichnung von Richard Tucker als „dem“ Tenor der „alten“ MET im „goldenen Hufeisen“ übertrieben? Es gab doch vor ihm Enrico Caruso, Beniamino Gigli, Giovanni Martinelli, und alle drei prägten zu ihrer Zeit das Haus. Gewiss, aber Richard Tucker, Sohn jüdischer Einwanderer aus dem damaligen Bessarabien (als Sänger entdeckt in der Synagoge, später das Kantoren-Repertoire auch mit großem Engagement ins Plattenstudio tragend), war zugleich gebürtiger US-Amerikaner! Und er verschrieb sich, von seinem Debut 1945 bis zu seinem Tod 1975, so gut wie zu 100% der Metropolitan Opera. Mehr noch: Tuckers energiegeladene Herangehensweise, sein lustvolles, von so „sonnigem“ wie kernigem Tenorklang getragenes Singen, sein zu Herzen gehendes Timbre standen prototypisch für den Stil des Hauses an sich. Gab es dort je einen Tenor-Star, der sich für die Tourneen „über Land“ weniger zu schade war als Tucker? Einen, der, wenn es nach den in reichster Fülle vorhandenen Tondokumenten geht, weniger Unterschied machte zwischen Premieren und Repertoireabenden? Im Gegenzug: Schier unglaublich, wie viele Jahre hindurch es einem Sänger von Tuckers Stimmpotenz gewährt war, die Region der „lirico-spinto“-Rollen nicht zu verlassen. War das das Rezept für Richard Tuckers nicht alternden Stimmklang? Wie auch immer: Wer es liebt, sich in einer kerngesunden, sinnlichen, sich verströmenden Stimme zu verlieren, ist bei Tucker richtig.
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