Punkt eins Mit Privatisierung aus der Pflegemisere?
Di, 08.04. | 13:00-13:55 | Ö1
Die österreichische Gesellschaft altert: Bereits in fünf Jahren wird fast ein Drittel der Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein werden. Die Zahl älterer Menschen steigt nicht nur absolut, sondern auch relativ zur jüngeren Bevölkerung. Damit nimmt das familiäre Pflegepotenzial ab – umgekehrt sind für den Pflegesektor hohe Kostensteigerungen zu erwarten. Weil die Lebenserwartung steigt, nimmt auch der Bedarf an Langzeitpflege zu. In den nächsten 25 Jahren, so eine Prognose der Ökonomin Ulrike Famira-Mühlberger des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, wird die Anzahl der Pflegegeldbezieherinnen und -bezieher um mehr als 50 Prozent steigen, auf mehr als 730.000 Personen. Die damit verbundenen Kosten werden von rund drei Milliarden Euro werden auf mehr als neun Milliarden steigen. Schon jetzt ist die Pflege einer der größten und wichtigsten Bereiche des österreichischen Sozialstaates. Hier arbeiten derzeit etwa 127.000 Menschen im akutstationären Bereich und im Langzeitbereich. Doch bereits jetzt sind nicht alle Stellen besetzt und der Bedarf nimmt laufend zu. Mehr als 70.000 weitere Pflegekräfte werden schon in den nächsten Jahren benötigt werden. Dass im Pflegebereich Arbeitende fehlen, hat mit den körperlichen und psychischen Belastungen zu tun, die mit pflegenden Berufen verbunden sind und mit einer Bezahlung, die dem nicht gerecht wird. Doch die Arbeitsbedingungen verbessern sich nur langsam, in privaten Pflegeeinrichtungen wie öffentlichen. Im privaten Pflegesektor kam es in der Vergangenheit auch immer wieder zu Kritik am Umgang mit Heimbewohnerinnen und -bewohnern: Dort würde der Personalstand absichtlich niedrig gehalten, um Kosten zu senken. Nun steht eine wichtige private Pflegereinrichtung, die etwa 65 Häuser in Österreich betreibt, vor dem Verkauf – eine slowakischen Investmentgesellschaft gilt als Hauptinteressent. Wie also kann man das Pflege- und Altenbetreuungssystem nachhaltig finanzieren und steuern? Welche Reformen sollten jetzt umgesetzt werden? Und ist die Privatisierung der Pflege bzw. sind Pflegeeinrichtungen als gewinnbringendes Investment hilfreich auf dem Weg aus dem Pflegenotstand?Darüber spricht Marlene Nowotny mit der Pflegesystemexpertin Ulrike Famira-Mühlberger und mit Ihnen: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
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