Punkt eins Maul- und Klauenseuche: heimische Landwirt:innen bangen

Do, 17.04.  |  13:00-13:55  |  Ö1
Desinfizieren, kontrollieren, bekämpfen. Der Umgang mit Tierseuchen. Gäste: Dr. Tatiana Marschik, Veterinärmedizinische Universität Wien; Florian Fellinger, Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Moderation: Marina Wetzlmaier. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Seit im März mehrere Fälle von Maul- und Klauenseuche (MKS) in den Regionen Györ-Moson-Sopron in Ungarn sowie im slowakischen Gebiet Trnavský bekannt wurden, herrscht in Österreich Alarmbereitschaft. Den letzten MKS-Ausbruch gab es hierzulande im Jahr 1981. Die Landwirt:innen bangen. Bilder von gekeulten, sprich getöteten, Tieren sind für sie nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht ein Horrorszenario, sondern auch emotional. Er kenne jedes seiner Tiere beim Namen, sagt ein Rinderzüchter, dessen Betrieb im nördlichen Burgenland in einer erweiterten Sperrzone bzw. Beobachtungszone liegt. Diese grenznahen Zonen wurden eingerichtet, um mögliche Infektionen von Tieren rasch feststellen zu können. Betriebe mit empfänglichen Tieren werden behördlich kontrolliert und Stichproben genommen. Bei jeder Beprobung zittere er, sagt der Rinderzüchter. Sobald eine Probe MKS-positiv sein sollte, wäre es das Ende für seine Herde, die aus über 500 Tieren besteht.Die Maul- und Klauenseuche gilt als hochansteckend und befällt Paarhufer, wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, ebenso Hirsche und Rehe. Sobald ein Tier eines Bestandes infiziert ist, wird vorsorglich die gesamte Herde gekeult. So soll eine rasche Ausbreitung der Krankheit verhindert werden. Auslöser ist ein Virus, das nicht nur durch den direkten Kontakt zwischen infizierten Tieren übertragen werden kann, sondern auch indirekt über die Kleidung, Schuhe, Geräte und Fahrzeuge. Es überdauert viele Monate in Abwässern oder Jauche und kann mit dem Wind bis zu 60 Kilometer zurücklegen.Landwirtschaftlichen Unternehmen in ganz Österreich wird empfohlen, Maßnahmen zur Biosicherheit umsetzen. So wie es ein Landwirt im oberen Mühlviertel praktiziert, obwohl sein Betrieb über 300 Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt ist. Er lässt derzeit keine fremden Personen auf seinen Hof, der 90 Milchkühe zählt. Erst kürzlich ließ er den Laufstall teuer und nach den besten Qualitätskriterien modernisieren. Sein Hof sei ein Vorzeigebetrieb, sagt der Tierhalter stolz. Damit das so bleibt, appelliert er an die gesamte Bevölkerung, Acht zu geben.Zu den Osterfeiertagen wird mit einem höheren Reiseaufkommen gerechnet. Die Behörden empfehlen, von nicht dringenden Reisen nach Ungarn und in die Slowakei abzusehen. Kleinere Grenzübergänge sind geschlossen, an größeren sind Seuchenteppiche ausgelegt. Für tierische Produkte aus den von MKS betroffenen Gebieten gelten Importbeschränkungen. Von Jagdreisen wird ebenso abgeraten. Einige Tiergärten in Österreich haben ihre Streichelzoos geschlossen und Desinfektionsmatten ausgelegt.Die Symptome der MKS ähneln denen anderer Viruserkrankungen. Für die Diagnostik ist daher eine Laboruntersuchung notwendig. Alle bisher in Österreich entnommenen Proben waren MKS-negativ. Florian Fellinger berichtet als Gast bei Marina Wetzlmaier über aktuelle Maßnahmen und die Tierseuchensituation in Österreich. Er leitet die Gruppe III/B für Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen im Gesundheitsministerium. Mit den ökonomischen Folgen der MKS beschäftigt sich Tatiana Marschik von der Vetmeduni Wien. Mithilfe von Simulationsmodellen konstruiert ihr Team einen möglichen MKS-Ausbruch in Österreich und bewertet verschiedene Bekämpfungsstrategien. Marschik spricht über die aktuellen Erkenntnisse, die eine Grundlage für Krisenpläne liefern können.Reden Sie mit: Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 (kostenfrei innerhalb Österreichs) oder schreiben Sie ein Email an punkteins(at)orf.at.

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