Matinee Gianandrea Noseda am Pult des BRSO
So, 20.04. | 11:03-12:00 | Ö1
Ende Februar gastierte der aus Mailand stammende Dirigent Gianandrea Noseda am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks in der Isarphilharmonie München. Neben zwei russischen Werken hatte er auch selten zu Hörendes aus seiner Heimat im Gepäck. Den Anfang machen die kontrastreichen „Due pezzi“ von Luigi Dallapiccola, mit ihrer ganz persönlichen Aneignung der Zwölftontechnik sind sie ein Schlüsselwerk der italienischen Moderne, das schließlich doch in einem triumphalem Dur-Dreiklang endet. Anschließend betritt die aus Apulien stammenden Pianistin Beatrice Rana für Tschaikowskys B-Dur-Konzert die Bühne. Nicht von ungefähr zählt das 1875 uraufgeführte erste Klavierkonzert zu seinen bis heute meistgespielten Werken. Melodienreichtum mit Ohrwurmqualität, eine von Optimismus getragene Grundstimmung – mal ungestüm, mal träumerisch – und die für Tschaikowsky so typischen Anklänge an russische und ukrainische Volksmelodien zeichnen das Klavierkonzert aus. In ganz andere russische Klangwelten führt danach Dimitri Schostakowitschs am Vorabend des zweiten Weltkriegs entstandene Sechste Symphonie mit ihrer eigenwilligen formalen Anlage. Zu Beginn steht ein ausladendes introvertiertes „Largo“ mit Trauermarsch-Motiven, es ist länger als die beiden schnellen Sätze zusammengenommen. Es folgen ein kurzes Scherzo und ein abschließender Galopp, wo sich unter den mitreißenden Can-Can auch Todesangst zu mischen scheint – Schostakowitsch hielt ihn für den gelungensten Teil seiner Symphonie. (Sarah Schulmeister)
in Outlook/iCal importieren