NETZ NATUR Kampf ums Eichhörnchen
Do, 02.01. | 6:40-7:30 | SFinfo
Info / Dok, Schweiz 2011
Doch jetzt – so hört man – seien sie in Gefahr. Das Grauhörnchen, eingeführt aus den USA, dränge von Italien in die Schweiz. «NETZ NATUR» schaut genau hin und stösst auf eine eigenartige Geschichte. Bis vor kurzem schenkte den Eichhörnchen kaum jemand viel Beachtung. So rasch wie sie auftauchten, waren sie meist auch wieder verschwunden. Doch jetzt, liest man immer öfter, die Grauhörnchen seien im Anmarsch. Sie sind mit den Eichhörnchen verwandt und kommen aus den USA. Reisende haben sie vor über hundert Jahren nach England mitgenommen und später auch nach Norditalien. Man hat sie als Bereicherung der Fauna in Gärten und in Parks ausgesetzt.
Grauhörnchen sind grösser und kräftiger als das hiesige Europäische Eichhörnchen und weniger anspruchsvoll beim Fressen. Hinzu kommt, dass sie in England Träger eines Virus sind, das bei ihnen selbst keine Krankheit auslöst, für das einheimische Eichhörnchen jedoch tödlich ist. So haben sie im letzten Jahrhundert Grossbritannien erobert und nahezu alle roten Eichhörnchen verdrängt – England wurde zum Grauhörnchen-Land. Nur in wenigen Rückzugsgebieten haben dort einige wenige Europäische Grauhörnchen überlebt. Die Engländer nehmen die Invasion der Fremden aber keineswegs tatenlos hin, zumal das Grauhörnchen nicht nur das Eichhörnchen verdrängt, sondern durch Verbiss auch Schäden in der Forstwirtschaft anrichtet. Eine kaum überschaubare Zahl von Organisationen setzt sich für die Bekämpfung der Grauen und für den Schutz der Roten ein und macht mit Wildhütern und Freiwilligen Jagd auf die Grauhörnchen.
Diese dramatische Entwicklung in England lässt aufhorchen – vor allem im Wissen darum, dass es auch in Norditalien Amerikanische Grauhörnchen gibt. Italienische Forscher haben mit Unterstützung einer englischen Eichhörnchen-Schutzorganisation ein Computermodell erstellt, um die Ausbreitung der italienischen Grauhörnchen zu berechnen. Sie prophezeiten schon vor zehn Jahren, dass sich die Grauhörnchen innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre nach Frankreich und in die Schweiz ausbreiten würden und langfristig über einen Grossteil Europas. Rasches Eingreifen sei nun gefordert, um zu verhindern, dass es bald überall vor Grauhörnchen wimmle und das Europäische Eichhörnchen verschwinde. Doch was ist an diesen Prognosen dran? Die Recherchen von «NETZ NATUR» förderten erstaunliche Fakten zutage.
Eigentlich sind die Europäischen Eichhörnchen erstaunliche Überlebenskünstler: Harte Winter machen ihnen zu schaffen, und auch das Futterangebot, hauptsächlich Samen von Bäumen, ändert von Jahr zu Jahr. Weil Eichhörnchen keinen Winterschlaf machen, brauchen sie auch den Winter über genug zum Fressen. Darum legen sie Vorräte an und werden zu «Gärtnern» des Waldes: Sie vergessen manchen vergrabenen Samen, aus dem dann wieder ein junger Baum spriesst. Und sie können sogar in die Zukunft sehen. Irgendwie nehmen sie wahr, ob das kommende Jahr mit vielen Samen oder Tannzapfen an den Bäumen für sie günstig wird oder nicht.
in Outlook/iCal importieren