mein ausland Auf den Spuren der Berberkultur - Eine Reise durch Marokkos
Mo, 21.04. | 15:00-15:15 | Phoenix
Auf unserer Reise machen wir Halt in Ait Ben Haddou - seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe. Die Festungsanlage ist ein Zeugnis der spätmittelalterlichen Berberkultur und bis heute gut erhalten. Die Lehmstadt an einem Berghang an den Ausläufern des Hohen Atlas zieht immer mehr Touristinnen und Touristen an. Das hat neben dem Kunsthandwerk an allen Ecken der Stadt einen weiteren Grund: die monumentale Stadtmauer diente schon in mehreren internationalen Blockbustern als Filmkulisse. Für Gladiator oder auch Game of Thrones wurden in der UNESCO-Stadt Aufnahmen gemacht. Filmszenen gedreht haben die beiden Produktionen in unmittelbarer Nachbarschaft, in den Atlas-Filmstudios von Ouarzazate. Seit ihrer Eröffnung vor knapp 15 Jahren haben sich die Filmstudios zu einem lukrativen Drehort für viele Produktionen gemausert, auch aus Bollywood. Die Macher der Filmkulissen sprechen bereits vom marokkanischen Hollywood: Ouarzawood. Wir treffen Schauspieler vor Ort.
Die Filmkulissen spielen mit dem Bild der faszinierenden Wüste. Und in jene fahren wir im Anschluss. Weiter gen Osten erstreckt sich auf knapp 800 Metern über dem Meeresspiegel die Marha-Ebene. Mitten in einer kargen Landschaft aus Sand und Geröll hat der deutsche Bildhauer Hannsjörg Voth seine Spuren hinterlassen. Der Sohn eines Architekten hat in den 1980er und 1990er Jahren epochale Großskulpturen in die Wüste platziert aus Lehm, dem Material der Berberkultur. Deren Titel klingen mystisch: Stadt des Orion, Goldene Spirale, Himmelstreppe. Voths Ziel, die Werke dem Verfall zu überlassen und damit der Vergänglichkeit, ist aktuell in einem spannenden Prozess der Neubewertung: Wächter achten auf die Erhaltung der Bauwerke. Ba Yaich ist einer von ihnen und seit Baubeginn dabei. Er erzählt nicht nur den vielen Tourist:innen seine Geschichten, sondern auch uns.
In einer so niederschlagsarmen Gegend ist Wasser ein kostbares, seltenes Gut. Diese Lebensweisheit bestimmt das Leben der Bevölkerung hier seit vielen Jahrhunderten. Eine ingenieurstechnische Meisterleistung des Mittelalters versorgt die Bewohnerinnen und Bewohner mit frischem Grundwasser. In der Grenzregion zu Algerien sind unterirdischen Wasserwege, die Khettara überlebenswichtig. Tief im Boden wird Wasser abgepumpt und über ein kilometerlanges Kanalsystem unter der Erde bergabwärts weitergeleitet bis zu den Ackerflächen. Ein Bauer zeigt uns, wie er so seinen Gemüseacker bewässern kann. Und ein Geologe erklärt, wie dieses traditionelle Wissen bis heute Anwendung findet, und ob das Modell in anderen ariden Gegenden Schule machen könnte. Und so endet unsere Entdeckungsreise in Südmarokko mit einer Erkenntnis: das tradierte Wissen und die Rituale der Vergangenheit sind unabdingbar mit der Gegenwart verbunden.
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