Sound Art: Lyrik heute

Mi, 11.12.  |  23:03-0:00  |  Ö1
Sandra Burkhardt: „Fragmente einer echten Ikone. Petrarca – Variationen“, kookbooks.Es liest Raphael von Bargen.

Ich will mich nicht möglichst präzise identifizieren, sagt die Dichterin Sandra Burckhardt in der Maske Francesco Petrarcas, ich brauche Behauptungen: Ich bin ein boy. Ich bin Dichterkönig. Ich bin eine echte Ikone. Ich erkenne mich nicht wieder. Nichts könnte ich von mir sagen, das wirklich zuträfe: Weder bin ich mehr noch weniger „ich“ – und gewendet bin ich noch immer der, die ich schon immer war. In dieser Faltung, an der Stelle der Uneinigkeit zweier Sprachen liegen die Gedichte dieses Bands, sagt Sandra Burckhardt als Sandra Burckhardt, fehlerhafte Wiederholungen und unangemessene Übersetzung von Liebesgedichten des poeta laureatus Francesco Petrarca. Auch er ist immer dort, wo er nicht ist: Was er für Laura, seine Angebetete, hält, hallt und verändert sich dabei – l’aura, l’aurora, lauro, l’oro, l’ombra – ist letztlich doch bloß Schatten oder Busch. Petrarca folgt diesen Zeichen und im Gehen ist seine Sprache gerichtet: Er schreibt, insofern er widmet, an- und ausspricht. Wer aber fühlt sich angesprochen, wer ist bloß mitgemeint? Und wer spricht, wenn ich hier „ich“ sag? In ihrem neuen Band „Fragmente einer echten Ikone. Petrarca-Variationen“ stellt Sandra Burckhardt den Gedichten Francesco Petrarcas aus dem 14. Jahrhundert ihre Variationen gegenüber, Übersetzung, Nachdichtung, Weiterdichtung, Improvisation, wie auch immer.

in Outlook/iCal importieren