Tonspuren Die Gärten der Finzi-Contini
Di, 17.12. | 16:05-16:45 | Ö1
Er sei Schriftsteller und Historiker zugleich, betonte Giorgio Bassani häufig. Bassani stammte aus Ferrara, jener Stadt in der norditalienischen Po-Ebene, die einst Zentrum des italienischen Judentums war. In den 1950er Jahren zog Bassani nach Rom. Seine Heimatstadt war ihm unter den Faschisten fremd geworden und doch widmete er ihr sein gesamtes literarisches Schaffen. „Il Romanzo di Ferrara“, Bassanis Lebenswerk, vereint seine wichtigsten Romane und Erzählungen. „Kunst ist das Gegenteil von Leben, aber in gewisser Weise muss sie Nostalgie für das Leben empfinden“, sagte Bassani einmal in einem Interview. Mit seinen Gärten der Finzi-Contini hat er der untergegangenen bürgerlichen Gesellschaft seiner Heimatstadt ein Denkmal gesetzt. Beinah akribisch scheint er auf die Einhaltung der genauen historischen Umstände versessen, ja hielt dies sogar für eine moralische Frage seines Schreibens. Heute kann man auf Bassanis Spuren durch Ferrara streifen, denn auch Gassen und Plätze sind in seinen Büchern detailgetreu beschrieben. Doch hat es Micól Finzi-Contini, das geheimnisvolle Mädchen aus vornehmer jüdischer Familie, in die der Ich-Erzähler vergeblich verliebt ist, jemals gegeben? Oder den legendären Garten am Ende des Prachtboulevards, des Corso Ercole d’Este?Die Gärten der Finzi-Contini Eine Spurensuche in Ferrara Feature von Shenja von MannsteinRedaktion: Alfred Koch(ORF 2019)
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