Vorgestellt Thibaudet spielt Khatchaturian
Fr, 18.04. | 11:30-12:00 | Ö1
Seit über zwanzig Jahren schon hat der französische Pianist Jean-Ives Thibaudet das Klavierkonzert Des-Dur von Aram Khatchaturian (1903-1978) im Repertoire – und konnte immer wieder mit diesem großartigen Werk begeistern. Dabei hatte der armenisch-sowjetische Komponist zunächst wenig Glück damit gehabt: Die Uraufführung 1937 in Moskau musste nach nur einer einzigen Probe stattfinden, und zwar nicht mit einem großen Flügel, sondern einem schmalbrüstig klingenden Pianino sowie unter freiem Himmel im Sokolniki-Park – also unter akustisch denkbar ungünstigen Umständen. Und dann gehen die Katastrophenberichte auseinander: Entweder verlor der Dirigent Lev Steinberg im starken Wind die Brille, konnte die Partitur nicht mehr lesen und musste fortan auswendig dirigieren, oder die Noten des Pianisten und Widmungsträgers Lev Oborin wurden verweht . Zwanzig Jahre lang verfolgte Jean-Yves Thibaudet auch den Plan, Khatchaturians Konzert aufzunehmen. Im November 2023 war es endlich so weit: Zwei live mitgeschnittene Konzerte mit Los Angeles Philharmonic unter Leitung von Gustavo Dudamel wurden zur Grundlage dieses Albums, das der Pianist mit bekannten und unbekannten Khatchaturian-Werken für Klavier solo ergänzt. Dabei können nicht zuletzt Erinnerungen an eine populäre BBC-Serie von anno dazumal wach werden.Khatchaturians Klavierkonzert sei „körperlich anspruchsvoll“, stellt Thibaudet klar: „Es ist genauso wuchtig wie ein Konzert von Tschaikowsky oder Rachmaninow, mit mächtigen Kadenzen: zwei im ersten Satz, eine riesige im Finale . echte Bravour. Manche Stellen sind aber auch sehr filigran komponiert, wo eine schöne Phrase ansetzt und man einfach dahinschmilzt! Alles ist so wunderbar und aufregend zu spielen. Das Wechselspiel von Solostimme und Orchester ist so durchdacht und zugleich natürlich. Und auch wenn dieses Werk einem alles abverlangt, verleiht einem seine Musikalität Flügel.“
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