Die Regenschirme von Cherbourg Spielfilm Frankreich/Deutschland 1963 (Les parapluies de Cherbourg)
Do, 19.12. | 23:00-0:30 | ARTE
1963
Topfilm! Zweifach oscar-nominiert, ebenso für den Golden Globe und den Grammy Award ist Jacques Demy Musicalfilm mit Catherine Deneuve und Nino Castelnuovo deshalb interessant, weil alle Dialoge als Rezitativ gesungen werden.
Madame Emery (Anne Vernon, links) hört es gar nicht gern, wenn ihre Tochter Geneviève (Catherine Deneuve) vom Heiraten spricht.
Guy und Geneviève lieben einander. Er ist zwanzig, sie achtzehn; beide würden lieber heute als morgen heiraten. Genevièves Mutter, eine attraktive junge Witwe, hält indessen gar nichts davon; in ihren Augen ist die Tochter noch ein halbes Kind, außerdem muss Guy erst noch seinen Militärdienst ableisten. Sie hofft, dass die lange Trennung die Gefühle der jungen Leute füreinander abkühlen lässt. Tatsächlich scheint sie Recht zu behalten; nachdem Guy eingerückt ist, wartet Geneviève Tag für Tag vergeblich auf ein Lebenszeichen von ihm.
Ihrer Mutter wäre es sehr willkommen, wenn Geneviève sich etwas mehr für den reichen Diamantenhändler Roland Cassard interessieren würde. Cassard ist offensichtlich fasziniert von der Schönheit des jungen Mädchens; darum hat er Genevièves Mutter aus einer finanziellen Verlegenheit geholfen und damit verhindert, dass sie ihr kleines Schirmgeschäft aufgeben musste. Eines Abends bittet er sie um die Hand ihrer Tochter. Noch wagt sie nicht, Cassard zu sagen, dass Geneviève ein Kind von Guy erwartet. Noch immer ist keine Nachricht von Guy eingetroffen, schließlich gibt das Mädchen dem Drängen der Mutter nach und heiratet Roland Cassard, der bereit ist, das Kind des anderen wie sein eigenes aufzuziehen. Als Guy entlassen wird und nach Cherbourg zurückkommt, erfährt er, dass Geneviève die Frau des Diamantenhändlers geworden ist.
Zum Verlust der großen Liebe kommt ein neues Leid. Seine Patentante, bei der er aufgewachsen ist, stirbt. Die zwanzigjährige Madeleine hat sie während ihres langen Krankenlagers gepflegt, nun bittet Guy das Mädchen, seine Frau zu werden. Von der kleinen Hinterlassenschaft der Tante kaufen sie sich eine Tankstelle. Ein Sohn wird geboren, Guy und Madeleine sind recht glücklich miteinander. Eines Tages, kurz vor Weihnachten, hält ein Wagen vor der Tankstelle. Die Frau, die aussteigt, ist Geneviève. Das unerwartete Wiedersehen dauert nur ein paar Minuten. Sie reichen aus, um beide erkennen zu lassen, dass sie sich im Grunde nichts mehr zu sagen haben. "Jacques Demy verdichtet die anspruchslose Alltagsgeschichte zu einem lyrischen Kammerspiel, in dem alle Dialoge gesungen werden. Musik und Melodien, stilisierte Farben, Formen und Bewegungen verbinden sich zu einem höchst artifiziellen Film, der auf zärtliche Weise die Gefühle der Figuren versinnbildlicht. ... 1992 stellte Demys Frau Agnès Varda eine farb- und tontechnisch optimal überarbeitete neue Kopie des Films her" (LIF).
"Dieses bittersüße Liebesdrama ohne Happy End ist im Kern ebenso schlicht wie trivial und gewinnt 'Wahrhaftigkeit' erst durch seine außergewöhnliche inszenatorische und musikalische Verdichtung. ... In diesem Konstrukt sind es Momente der Zufälle und verpassten Begegnungen, die in ihrer Unwägbarkeit fast schon tragische Dimensionen annehmen. Die kaum merklichen Verschiebungen in den Gefühlen spiegeln sich dabei traumwandlerisch sicher in der musikalischen Vorgabe Michel Legrands: ... In der Summe entsteht ein homogener, ungemein dichter filmischer Klang- und Farbenteppich, wobei sich Gefühle, Gedanken und Erinnerungen vielfältig miteinander verweben" (Horst Peter Koll).
Darsteller:
Catherine Deneuve (Geneviève Emery)
Nino Castelnuovo (Guy Foucher)
Anne Vernon (Frau Emery)
Marc Michel (Roland Cassard)
Mireille Perrey (Tante Elise)
Ellen Farner (Madeleine)
Harald Wolff (Herr Dubourg)
Jean Champion (Aubin)
Ellen Farmer (Madeleine)
Drehbuch: Jacques Demy
Kamera: Jean Rabier
Musikalische Leitung: Michel Legrand
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