Vermisst in den Highlands
Der kleine Ethan wird aus einem Ferienlager in Schottland entführt. Als die Polizei nicht weiterhelfen kann, nimmt Ethans Vater Edmond eigene Ermittlungen auf.
Vor der herbstlichen Kulisse der schottischen Highlands entfaltet sich ein auf die kleine Familie konzentrierter, dichter Thriller.
Schottland im Herbst. Die Flora des Hochlandes glänzt in tiefen Braun- und Rottönen. Vom Meer treibt der Wind Regen über das Land. Die Wolken sind dicht und hängen tief, berühren die Bergkronen der Highlands. Ein früher Winter kündigt sich an.
In das betörend schöne, aber auch abweisend wirkende Land ist Edmond Murray (James McAvoy) zurückgekehrt, nachdem seine Ex-Frau Joan (Claire Foy) ihn mit einer Horrornachricht konfrontiert hatte: Der gemeinsame Sohn Ethan (Max Wilson), der sich in einem Ferienlager befand, verschwand nachts aus seinem Bett. Wahrscheinlich wurde er entführt, allerdings meldet sich kein Täter bei den Eltern.
Die Polizei unter Leitung von Inspector Roy (Gary Lewis) lässt den angrenzenden Wald durchsuchen. Roy ist misstrauisch, er nimmt an, dass Ethan von den Entführern bewusst gewählt wurde, weil sich neben ihm ein weiteres schlafendes Kind befand, dem nichts geschah.
Edmonds Arbeit lässt die Polizei aufhorchen. Er ist im internationalen Ölbusiness tätig, war in vielen Krisenregionen des Nahen Ostens vor Ort. Und er war lange nicht zu Hause. Deshalb hat er keine enge Beziehung zu seinem Kind, das bei seiner Frau und deren neuem Lebenspartner Frank (Tom Cullen) aufwächst.
Joan macht Edmond Vorwürfe, er habe sich nicht gekümmert. Edmond stürzt sich eines Abends auf Frank, nachdem ihm dieser Pläne für das neue Haus der Familie gezeigt hat. Edmond glaubt einen Moment lang tatsächlich, Joans neuer Mann wolle Ethan loswerden, und plane die Zukunft ohne ihn.
Inspector Roy nimmt Edmond in Gewahrsam und erklärt ihm, dass Joan einige Zeit zuvor eine Fehlgeburt hatte. Sie brauchte eine Auszeit und brachte Ethan deshalb in das Ferienlager, in das der ruhige Junge eigentlich nicht wollte. Joan hat ein schlechtes Gewissen, ihr Kind an einen Ort gebracht zu haben, an dem es nicht sicher war.
Als Inspector Roy von oberster Stelle – aus London – von den Ermittlungen abgezogen wird, lässt er Edmond wissen, dieser sei nun auf sich allein gestellt. Edmond sieht sich Handyvideos und Handyfotos von dem Tag an, als Joan Ethan im Ferienlager abgab. Ein Wagen erregt seine Aufmerksamkeit. Er nimmt die Fährte auf, die in ein verlassenes, verfallenes Haus namens Dunmore Lodge führt.
Die in Schottland gebürtigen Darsteller James McAvoy und Gary Lewis (der als Vater von "Billy Elliot" aufgrund seiner Glanzleistung vielen Zuschauern im Gedächtnis geblieben sein könnte) überzeugen neben Claire Foy ("The Crown", "A Very British Scandal") in dem effizienten Plot, der ohne viele Nebendarsteller oder Nebenschauplätze auskommt.
Die dichte Atmosphäre, in der das Quartett aus Mutter, Vater, neuem Lebensgefährten und Inspector agiert, entsteht vor allem durch die Bebilderung der Geschichte in einer einmaligen Landschaft, die den touristischen Teil des Herbstes in Schottland (die Blüte des Heidekrauts) hinter sich gelassen hat und sich unaufhörlich dem Winter nähert. Sie nimmt den Zuschauer gefangen und steht sinnbildlich auch für Edmonds Trip in ein "Herz der Finsternis".
Free-TV-Premiere
Darsteller:
James McAvoy (Edmond Murray)
Claire Foy (Joan Richmond)
Tom Cullen (Frank)
Gary Lewis (Inspector Roy)
Max Wilson (Ethan)
Kamera: Eric Dumont
Schnitt: Loïc Lallemand
Buch:
Laure Irrmann
Christian Carion
Regie: Christian Carion
Musik: Laurent Perez del Mar
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