Terra X: Große Mythen aufgedeckt Das Rätsel um König Artus
Sa, 28.12. | 23:15-0:00 | Phoenix
Bis heute wird nach Spuren von Artus Existenz gesucht. Doch er bleibt ein Phantom. Neueste Forschungen bringen eine alte Geschichtschronik ins Spiel, die das anglonormannische Herrscherhaus in Auftrag gegeben hat. Sie könnte die Lösung liefern.
König Artus und die Ritter der Tafelrunde kein Mythos ist so lebendig wie der um den rätselhaften Herrscher der Briten. Bis heute wird nach Spuren von Artus' Existenz gesucht. Doch er bleibt ein Phantom. Neue Forschungen bringen eine alte Geschichtschronik ins Spiel, die das anglo-normannische Herrscherhaus in Auftrag gegeben hat. Sie könnte die Lösung bringen. "Terra X" fragt in der dritten Folge von "Große Mythen aufgedeckt", wie der Mythos entstanden ist und was dahintersteckt.
Der schillernde König Artus ist untrennbar mit heldenhaften Taten, verheerenden Schlachten und einem goldenen Zeitalter des Rittertums verknüpft. Fantastische Elemente wie der Zauberer Merlin, das magische Schwert Excalibur und die Suche der edlen Ritter nach dem heiligen Gral machen seine Geschichte zum Bestseller damals wie heute.
Das bedeutendste Werk über König Artus entstand im 12. Jahrhundert, verfasst von dem heute so gut wie unbekannten Geistlichen Geoffrey of Monmouth. Es wird sofort nach seinem Erscheinen zu einem der meist verbreiteten und gelesenen Texte des Mittelalters. Als Teil einer gewaltigen Chronik Britanniens um 1135 geschrieben, stillt die Geschichte von König Artus aber nicht nur das Bedürfnis der Leser nach guter Unterhaltung: Es gibt starke Hinweise, dass hinter dem Werk ein politischer Auftrag steht veranlasst vom anglo-normannischen Königshaus.
Als Geoffrey of Monmouth seine Geschichtschronik verfasste, hat der Enkel von Wilhelm dem Eroberer, Stephen von Blois, den englischen Thron bestiegen. Seinen Regierungswillen musste er nicht nur gegenüber den unterworfenen Angelsachsen verteidigen, Gefahr ging auch von seiner Cousine Mathilda aus, die ebenfalls die englische Krone für sich beanspruchte. Der Thronstreit entwickelte sich zu einem Bürgerkrieg.
Geoffrey of Monmouths Geschichtschronik ist möglicherweise der Versuch, den anglo-normannischen Machtanspruch durch einen frei erfundenen Stammbaum zu legitimieren. In dieser Chronik entwarf Geoffrey of Monmouth eine Genealogie, die von den Trojanern über die Römer bis zu Artus reichte. Dabei rühmte er Artus als idealen Herrscher: großzügig, mutig, militärisch und politisch als herausragende Führerfigur. In allen Darstellungen von Artus' Herrschaftsführung, seinen siegreichen Schlachten bis zu den Schilderungen seines prunkvollen Hofes versäumte es der Autor nicht, die glorreiche Welt der anglo-normannischen Könige zu spiegeln.
Schon bald nach der Veröffentlichung von Geoffreys Werk schmückten viele Schriftsteller Artus' Geschichte weiter aus. Chrétien de Troyes baute die Ritter Lancelot und Parzival sowie die Suche nach dem Heiligen Gral in die Artussage ein. In Deutschland waren es die Werke von Hartmann von Aue und der berühmte "Parzival" von Wolfram von Eschenbach, die Artus populär machten. Geoffreys Artus wurde dabei bis zur Unkenntlichkeit überdeckt.
Auch viele Herrscher wollten vom Glanz von König Artus profitieren. Richard Löwenherz nannte sein Schwert Excalibur, der habsburgische Kaiser Maximilian ließ für sein Grabdenkmal in der Hofkirche zu Innsbruck eine Artusstatue in Bronze gießen. Heinrich VIII. ließ sich als "Artus der Tafelrunde" in Winchester Hall porträtieren, Königin Victoria ihr Ankleidezimmer im Westminster Palast mit Bildern aus der Sage schmücken. Und nicht zuletzt tragen Prinz Charles, sein Sohn William und sein Enkel Louis den Beinamen "Artus".
Die meisten Forscherinnen und Forscher glauben nicht an einen realen Artus. Für sie ist er schlichtweg die Verkörperung eines Ideals, nach dem sich jeder Autor seine eigene Artuswelt erschafft. Und oft scheinen reale Ereignisse und Personen durch. Bei Geoffrey of Monmouth könnten es die anglo-normannischen Herrscher sein.
in Outlook/iCal importieren