Prag, Paris, London, Belgrad, New York. Ende der 1960er-Jahre schien Hugo Portisch als ORF-Chefkommentator an allen Schauplätzen der Weltpolitik gleichzeitig zu sein. Legendär sind seine Live-Berichte und Analysen zu den brennenden politischen Themen der Zeit. Der ehemalige ORF-Intendant Gerd Bacher über seinen ehemaligen Chefkommentator: „Ich habe sofort gewusst, dass er unglaublich überzeugend ist. Und die Informationen leben davon, dass man einen guten, wie die Amerikaner sagen, „Anchorman“ hat.“ Unvergessen ist etwa jene Live-Schaltung ins revoltierende Paris des Jahres 1969, als Portisch es schaffte auf den Straßen der französischen Hauptstadt – trotz Konfetti-Regen, flankiert von Demonstranten – mit größter Beharrlichkeit seinen Live-Bericht fertig zu stellen. Im Sommer des Umbruchjahres 1968 bewies er sein großes politisches und journalistisches Gespür, als ihn sein Bauchgefühl frühzeitig seinen Italienurlaub abbrechen ließ und er tatsächlich auf der Rückreise im Hotel erfahren musste, dass soeben sowjetische Panzer in Prag aufgefahren waren. Noch in der Nacht fuhr Portisch zurück nach Wien um in der Früh einen Kommentar zu sprechen. Seine Berichte rund um den niedergeschlagenen Prager Frühling gehören zu jenen journalistischen Höhepunkten, die ihn bei der österreichischen Bevölkerung so populär machten.
Abseits der aktuellen Berichterstattung reiste Portisch um die Welt um ausführliche Dokumentationen etwa über China, Kuba oder mehrere Länder Afrikas zu drehen. Sein Interview mit dem chinesischen Marschall Chen Yi über die Rolle Chinas im Vietnam-Krieg machte internationale Furore und wurde auch in der New York Times abgedruckt. Zurück in Österreich holte sich gar das amerikanische State Department bei ihm Informationen und Jahre später erfuhr Portisch, dass sein Bericht die gesamte Chinapolitik der USA beeinflusst hatte.
Es gelang ihm bei den österreichischen Zusehern die Neugier für internationale Themen zu wecken. Eine Neugier und Begeisterungsfähigkeit, die vor allem bei Hugo Portisch selbst im Übermaß vorhanden ist.
Regie:
Karo Wolm
Wolfgang Winkler
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